Sonntag, 2. Februar 2014

Hinreise

Am Abend vor unserem Abflug rief Dirk uns an, wir sollten noch Levodopa besorgen, ein Medikament, das es hier im Tschad angeblich nicht gibt. Dies sollte für eine Patientin mit einer unklaren Bewegungsstörung sein, die Dirk während seines Aufenthaltes untersucht hatte.  Die Apotheke machte gerade noch rechtzeitig auf, so dass wir auf dem Weg zum Flughafen kurz hielten, um das Medikament zu kaufen. Sie hatte nur 2 Schachteln mit jeweils einem unterschiedlichen Zusatz-Medikament. Zusammen waren das 200 Tabletten – für eine Dauertherapie ist das ein Tropfen auf den heißen Stein, aber doch besser als gar nichts! Wir hoffen, dass es wirkt!
Am Flughafen ging alles glatt mit dem Gepäck – auch mit dem Koffer von 24,8 kg! Alle anderen waren relativ genau austariert. Die Listen über den Inhalt, die ich für die Sicherheitskontrolle vorbereitet hatte, wollte die Dame am Check-In gar nicht haben. Das nächste Mal werde ich sie einfach in den Koffer legen. Ich sollte noch warten, ob ich aufgerufen würde, aber nichts passierte.
Hier angekommen fand ich in dem Koffer, der das CTG-Gerät und die Infusionspumpe enthielt, einen Zettel, dass die Security den Koffer geöffnet und untersucht hatten mit den Unterschriften der 2 Beamten, dass nichts entnommen wurde und nichts zerstört worden sei.
Ich frage mich, wie sie solch einen Koffer mit verschlossenem Zahlenschloss trotzdem schadlos öffnen können! Sie scheinen ihre Tricks zu haben! Egal, die anderen Koffer blieben wohl ungeöffnet, jedenfalls enthielten sie keinen solchen Zettel!
In N’Djamena angekommen war die nächste Hürde der Zoll. Das gesamte Gepäck wurde durchleuchtet und entsprechend wurden sie stutzig. Das Schreiben von der Botschaft hat alles geregelt. Ohne dass wir das Gepäck öffnen mussten, wurden wir durchgewinkt! Danke an den tschadischen Botschafter in Berlin! Etwa gegen 2:30 Uhr waren wir durch alle Kontrollen.
Auf dem Flughafen fühlten wir uns ziemlich sicher. Ohne Flugschein darf niemand den Flughafen betreten. Er war hermetisch abgeriegelt von Sicherheitsbeamten. Sie waren etwas erstaunt, dass wir bis zum Morgen dort ausharren wollten, ließen uns aber gewähren. Per „Small-Talk“ haben sie uns aber sehr freundlich auf den Zahn gefühlt.
Beim Einsetzen der tschadischen SIM-Karte von Dirk, die wir zu Hause zurecht geschnitten hatten, gab es leider einige Schwierigkeiten. Erst nach mehreren Versuchen ließ sich der Schieber einsetzen und die SIM-Karte wurde auch vom iPhone registriert. Wider Erwarten wurde ich aber nach der PIN gefragt. Die richtig eingegebene Code-Nr. wurde jedoch auch nach dreimaligem Versuch nicht akzeptiert. Und die PUK wurde ebenfalls nicht erkannt. Wir vermuten, dass die SIM-Karte beschädigt ist. Damit war es leider nicht möglich, Jamie anzurufen, der uns vom Flughafen abholen sollte und er konnte uns auch nicht erreichen. Zunächst hatten wir uns ab etwa 6:30 Uhr vor den Eingang gesetzt, so dass man uns von der Straße aus sehen konnte. Einer der Kofferträger hat mich dann freundlicherweise mit seinem Handy den Jamie anrufen lassen, damit ich ihn über unsere „Nicht-Erreichbarkeit“ informieren konnte.
Gegen 8:00 Uhr traf er zusammen mit seine Frau ein. Die Freude war groß. Sie hatten bereits am Vortag kräftig eingekauft. Eine solche Chance, in N’Djamena einkaufen zu können, wird sich niemand entgehen lassen, der in Bere lebt!
Irgendwie hatten wir es dann auch geschafft, die Koffer auf der Ladefläche des Pick-up unterzubringen. Wolfgang wollte das natürlich im Foto festhalten, warum auch nicht? Prompt stand ein Polizist oder jemand, der sich als solcher ausgab, auf der Matte, nahm ihm die Kamera ab und wollte 100 US$ blank auf die Hand haben als Strafe, da es nicht erlaubt sei, auf dem „Flughafen“, oder auch nur in der Nähe zu fotografieren. Jamie ist es gelungen, den Betrag auf 40 US$ herunter zu handeln - aber erst als er darauf bestand , den Vorgesetzten zu sprechen zu wollen. Der „Polizist“ gab sich als den Vorgesetzten aus. Schließlich hat Wolfgang seine Kamera zurück erhalten. Die 40 US$ war er aber los!
Dies war uns eine Lehre, dass man im Tschad mit dem Fotografieren zurückhaltend sein muss!!!
Jamie hatte uns dann zur Polizei gefahren, bei der wir uns registrieren lassen mussten, indem wir 2 inhaltlich identische Fragebögen ausfüllen mussten (sie unterschieden sich nur im Papierformat und das kleinere war nur auf französisch ohne englische Übersetzung). Dann bekamen wir noch einen Stempel in die Pässe und waren entlassen. In Bere haben wir die gleiche Prozedur am nächsten Tag noch einmal durchmachen müssen!
Nach dem Geldumtausch konnte es schließlich auf die Reise gehen. Jede Ecke des Autos war gefüllt. Unsere Rucksäcke hatten wir auf den Knien. Nach 7 Stunden über zunehmend holprige Straße trafen wir in Béré etwa bei Sonnenuntergang ein. 30,5 Stunden waren wir von Haustür zu Haustür unterwegs.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen